Quelle: (1) privat (2)
Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild. Hrsg. Friedrich Jansa
Graf, Johannes

(1853-1923)

1853 Geboren am 7. Oktober in Oberjettingen (Lkr. Böblingen).
1869 Lehrerseminar Nürtingen. Dort Musikunterricht bei Johann Christian Weeber, außerdem Schüler bei Christian Fink in Esslingen.
1872 Lehrer in Stuttgart.
1873 Seminarmusiklehrer am Esslinger Lehrerseminar. Dirigent des Esslinger Gesangvereines und Gesangslehrer am israelitischen Waisenhaus. Neben der Lehrertätigkeit Kirchenmusikstudium am Stuttgarter Konservatorium für Musik bei Immanuel Faisst und Reinhold Seyerlen.
1879 Chorleiter und Organist der Synagoge Heilbronn.
Evt. Betreuung des Neubaus der J.H.SCHÄFER-Orgel, II/P 24, 1881 in der Synagoge?
1882 Musikdirektor an der Heilbronner Hauptkirche, der Kilianskirche.
Dort die WALCKER-Orgel, op.67 von 1847, III/P 50
1882 Gründung des Vereins für klassische Kirchenmusik
1884 erstmalige Aufführung der Bachschen Matthäuspassion in Heilbronn.
1886 Ernennung zum Orgelrevidenten des Neckarkreises.
1887 Betreuung des Orgelneubaus der 53-registrigen Schäfer-Orgel in der Kilianskirche
1889 Berufung zum Münsterkantor in Ulm.
Nachfolger an der Heilbronner Kilianskirche wird Karl Eichhorn.

1889 Betreuung des Orgelumbaus der großen Walcker-Orgel im Ulmer Münster, die wegen des Ausbaus des Münsterturms versetzt und beträchtlich verändert wird.
1890 Aufführung des "Elias" von Mendelssohn mit 330 Sängern und 70 Musikern anlässlich der Münsterturmvollendung.
1890 Gründung und Direktion des Vereins für klassische Kirchenmusik Ulm (später Oratorienchor Ulm).
1890 Verleihung der großen Medaille für Kunst und Wissenschaft der Friedrichsordens am Bande.
1891 Graf spielt beim Einweihungskonzert der großen WALCKER-Orgel, op. 559, III/P 60, in Helsinki (Finnland). Außer ihm spielen auch Ludwig Boslet, Georg Zoller und Arnold Schönhardt.
1891 Ernennung zum Orgelrevidenten für den Donaukreis.
1892 Dirigent der Ulmer Liedertafel als Nachfolger von Lehrer Schepp.

1893 Direktor der Ulmer Liedertafel (bis 1910).
1896 Mitherausgeber des Orgelalbums.
1897 Einführung der täglichen einstündigen Orgelmusiken zur Mittagszeit im Ulmer Münster, die bis heute bestehen.
1911 Neuherausgabe des "Schulliederbuch" seines Amtsvorgängers Johann Friedrich Dieffenbacher verfasst.
1904 Ernennung zum Professor.
1906 Betreuung der Orgelerweiterung an der Stadtkirche Giengen, LINK, op. 450, IIIP/51
1910 Betreuung des Orgelneubaus durch LINK für die Ulmer Pauluskirche, op. 535, III/P 52.
1916 Graf erleidet einen Schlaganfall.
1918 Ruhestand.
1923 Gestorben am 14. November in Ulm.

Sein Schaffen wurde durch die Verleihung der königlich württembergischen Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens ausgezeichnet.
Sigfrid Karg-Elert widmete seine Komposition "Sempre Semplice" op. 86, Nr. 7 Johannes Graf.

In der Tätigkeit als Orgelrevident für den Donaukreis sind nachzuweisen:
1893 Öllingen/Langenau, Erweiterung der SCHMAHL-Orgel (1847) durch LINK, op. 208.
1897 Setzingen, Neubau in durch LINK op. 279.
1893 Neenstetten, Befund der SCHMAHL/SCHÄFER-Orgel, Umbaus durch ZIMMERMANN.
1893 Wangen, ev. Stadtkirche, Neubau durch CARL SCHÄFER
1898 Holzkirch, Gutachten der SCHMAHL/GOLL-Orgel, Neubau durch SCHÄFER.
1900 Wilhelmsdorf, Betsaal der ev. Brüdergemeinde, Neubau der SPÄTH-Orgel op.79 II/P.
1905 Langenau, ev. Stadtkirche St. Martin, Gutachten zur SCHMAHL-Orgel (1751), Neubau (im alten Prospekt) durch LINK op. 448, II/P 31, pneumatische Kegellade.
1907 Leutkirch, ev. Dreifaltigkeitskirche, Neubau durch WEIGLE op. 286 mit II/P 33.
1910 Ulm, Pauluskirche, Orgelneubau durch LINK, op. 535, III/P 52.
1919 Göttingen, Neubau der LINK-Orgel, op. 616, II/P 8.
1920 Ersingen, Umbau durch REISER.



Orgelwerke
Württembergisches Orgelbuch - Vorspiele zum Regionalteil Württemberg des Evangelischen Gesangbuch Carus 18.100

Choralvorspiele im Orgelalbum

Beiträge in Orgel-Choräle

Neues Orgelbuch, Hrsg. Franz Xaver Klotzbücher, Dorn, Ravensburg, 1901
darin Nr. 9 C-Dur, Nr. 13 G-Dur, Nr. 40 E-Dur, Nr. 45 Fis-Dur, Nr 96 h-moll, Nr 99 fis-moll, Nr. 135 A-Dur

Hörbeispiele

Choralvorspiel: O Jerusalem du schöne
Choralfantasie: Lobe den Herren
Organist Siegfried Gmeiner an der historischen WALCKER-Orgel von St. Georg, Ulm

Schriften

Die Riesen-Orgel im Ulmer Münster : mit 101 klingenden Registern und 6231 Pfeifen (1890)

Quellen

- Wolfram Graf: Johannes Graf – Komponist und Interpret an der großen Walcker-Orgel des Ulmer Münsters von 1889 bis 1923. Diplomarbeit, Musikhochschule des Saarlandes 1992

- Kaufmann, Michael Gerhard: Johannes Graf, Kantor an der "Riesen-Orgel im Ulmer Münster", Ars Organi GdO, 50. Jg, Heft 4 2002

- Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802 - 2009, Thorbecke, Sigmaringen, 2010

- Frank/Altmann: Tonkünstlerlexikon

- "die Orgel in der Geschichte der russischen Musikkultur. Leonid Rojsman. Übersetzte Ausgabe 2001 GdO. Mettlach.

- Friedrich Jansa: Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild. Verlag von Friedrich Jansa, Leipzig, 1911.

- Historische Orgeln in Ulm und Oberschwaben : Pfeifenorgeln im Alb-Donau-Kreis, Ulm, Hayingen und Zwiefalten von Wolfgang Manecke und Johannes Mayr, Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999

- Historische Orgeln in Oberschwaben. Der Landkreis Ravensburg. Manecke/Mayr/Vogl. Kunstverlag Josef Fink. Lindenberg. 2006.